Carl Zeller - Der Operettenkomponist aus dem Herzen des Mostviertels

Der Vogelhändler

[CZ-Op3] Operette in 3 Akten, Text von Moritz West und Ludwig Held

Uraufführung: 10. Jänner 1891 im Theater an der Wien

Rollen und Uraufführungsbesetzung

Adam, der Vogelhändler aus Tirol (Tenor buffo) ... Alexander Girardi
Briefchristel (Soubrette) ... Ilka Palmay
Baron Weps, kurfürstlicher Wald- und Wildmeister (Bass) ... Sebastian Stelzer
Kurfürstin Marie (Sopran) ... Ottile Collin
Baronin Adelaide, Hofdame (Alt) ... Charlotte Müller-Hausen
Graf Stanislaus, Gardeoffizier, sein Neffe (Tenor) ... Rudolf del Zopp
Schneck, Dorfschulze (Tenor) ... Oscar Fronz
Würmchen, Professor (Tenor) ... Hans Pokorny
Süffle, Professor (Bass) ... Karl Lindau

Comtesse Mimi, Hofdame ... Johanna Branche
von Scharrnagel, Kammerherr ... Leo Hellwig
Quendel, Hoflakai ... Eduard Lunzer
Emmerenz, seine Tochter ... Josefine Stadler
Nebel, Wirtin ... Fanny Wildau
Jette, Kellnerin ... Amanda Clarmann
Mauroner, Tiroler ... Franz Eppich
Egydi, Tiroler ... Max Bäumler
Magerl, Mitglied des Gemeinde-Ausschuss ... Heinrich Thalboth
Zwilling, Mitglied des Gemeinde-Ausschuss … Ferdinand Marian
Keller, Mitglied des Gemeinde-Ausschuss … Nikolaus Holzgärtner
Weinleber, Mitglied des Gemeinde-Ausschuss … Henri Conradi
kurfürstlicher Piqueur … Hr. Körner

Chor und Statisterie
1. Akt: Wildschützen, Revierjäger, Tiroler und Tirolerinnen, Hofdamen, Leute aus dem Dorf
2. Akt: Grenadiere, Damen und Herren des Hofs
3. Akt: Zofen, Ballett

Inhalt

1. Akt: Schenke und kurfürstlicher Jagdpavillon vor dem Wildpark, Anfang des 18. Jhdt.

Der Kurfürst hat sich zur Jagd angekündigt, doch die wildernden Bauern haben alles weggeschossen. Sie bieten dem kurfürstlichen Wald- und Wildmeister Baron Weps gegen eine Kaution ein Hausschwein als Jagdobjekt an. Weps braucht das Geld dringend, um die Schulden seines Neffen, des Gardeoffiziers Stanislaus, bezahlen zu können. Da sagt der Kurfürst die Jagd überraschend ab. Weps und Stanislaus beschließen, dass Stanislaus den Kurfürsten spielen soll. Der Tiroler Vogelhändler Adam hat im Dorf seine Braut, die hübsche Briefchristel. Er macht aber einem anderen hübschen Pfälzermädel den Hof, ohne zu wissen, dass es die Kurfürstin Marie ist. Christel teilt Adam mit, dass sie dem Kurfürsten eine Bittschrift überreichen werde, damit Adam die Stelle des Menageriedirektors bekommt. Adam verbietet ihr die Audienz mit dem mädchentollen Kurfürsten. Als nun Stanislaus als Kurfürst erscheint, folgt Christel ihm in den Pavillon. Die Bauern kehren zurück und hören, dass ein Mädchen beim Kurfürsten im Pavillon sei. Sie dringen in den Pavillon ein und kommen mit Christel zurück. Stanislaus ist unerkannt durch ein Fenster entwischt. Christel zeigt triumphierend die Ernennung Adams zum Menageriedirektor. Dieser glaubt aber, sie habe die Stelle für ihn durch Untreue erworben.

2. Akt: Saal im kurfürstlichen Schloss

Die Professoren Würmchen und Süffle sollen Adam die Prüfung für die Stelle des Menageriedirektors bestehen lassen, sei er auch noch so dumm. Adam will aber die Stelle gar nicht. Erst als er hört, dass die Kurfürstin ihm die Stelle zugedacht hat, nimmt er doch an. Baronin Adelaide ist bereit, Stanislaus zu heiraten und seine Schulden zu bezahlen. Dieser ist über eine Ehe mit der Alten nicht entzückt. Ihm bleibt aber nur die Wahl zwischen Ehe oder Pfändung. So stimmt er doch der Heirat zu. Adam entdeckt, dass seine Marie eigentlich die Kurfürstin ist. Christel wiederum glaubt den Kurfürsten gesehen zu haben. Die Kurfürstin merkt, dass hier ein Betrug vorliegt. Christel soll beim Hofempfang ein Glockenzeichen geben, sobald sie den falschen Kurfürsten erkennt. Als das Brautpaar Adelaide und Stanislaus erscheint, schlägt sie die Glocke. Der Betrüger ist erkannt und Adam bestimmt, dass Stanislaus Christel heiraten müsse, um ihre Ehre wiederherzustellen.

3. Akt: Im kurfürstlichen Park
Christel ist wütend auf jene Marie, deren Nebenbuhlerschaft sie das eigenartige Benehmen Adams zuschreibt. Die Kurfürstin kann sie beruhigen, indem sie das Mädchen über die wahre Marie aufklärt. Baron Weps bedauert, dass das Vermögen Adelaides doch nicht in seine Familie kommen soll. Er riskiert selbst einen Heiratsantrag, der von Adelaide sofort angenommen wird. Adam wird Zeuge, wie Christel die Hand des Stanislaus abweist, da sie sich nichts vorzuwerfen habe. Nun ist Adam endlich überzeugt, dass seine Christel unschuldig ist. Er kann sie also wieder als seine Braut in die Arme nehmen.

Musiknummern

Praeludium (Orchester)

1. Akt
Nr. 1. Introduction
          a) Chor („Hurra, Hurra!“)
         
b) Schneck und Chor („Ihr habt gestohlen“ und „Jekus, jekus, das ist schwer“)
Nr. 2. Entree Adams („Grüss enk Gott, alle miteinander“)
Nr. 3. Duett des Stanislaus und Weps („Als dir die Welt voll Rosen hing“)
Nr. 4. Entree der Kurfürstin (Rhein-Walzer)
          a) Adelaide mit Chor („Schnell, kommt nur alle“)
          b) Kurfürstin („Fröhlich Pfalz, Gott erhalt's“)
Nr. 5. Entree Christels („Ich bin die Christel von der Post“)
Nr. 6. Terzett von Christel, Stanislaus und Weps („Ach, Ihre Reputation ist just die beste nicht“)
Nr. 7. Finale
          a) Chor („Vivat hoch! Vivat hoch!“)
          b) Duett der Kurfürstin und Adam mit Ensemble und Chor („Schenkt man sich Rosen in Tirol“)

Zwischenakt (Orchester)

2. Akt
Nr. 8. Introduction
          a) Chor („Haben Sie gehört!“)
          b) Weps („Man munkelt“)
Nr. 9. Duo der Professoren Süffle und Würmchen („Ich bin der Prodekan“)
Nr. 10. Terzett von Christel, Kurfürstin und Adelaide („Bescheiden, mit verschämten Wangen“)
Nr. 11. Duett von Christel und Stanislaus („Mir scheint, ich kenn' dich“ und „Schau mir nur recht ins Gesicht“)
Nr. 12. Finale
          a) Adam und Chor („Wir spiel'n bei Hof“)
          b) Lied des Adam („Wie mein Ahn'l zwanzig Jahr“)
          c) Kurfürstin und Ensemble („Wem bring ich den Pokal?“ und „„Horch, ein Glöcklein leise schlägt”)
          d) Christel und Adam (“Noh amal, noh amal” und “Nun wohlan, jetzt bin ich Braut”)

Zwischenakt (Orchester)

3. Akt
Nr. 13. Introduction, Frauenchor („Nein, nein, nein, nein“)
Nr. 14. Lied der Kurfürstin („Als geblüht der Kirschenbaum“)
Nr. 15. Couplets des Adam („Komm' ih iazt wieder ham“ und „Herr Pfarrer, mir is's klar“)
Nr. 16. Terzett von Christel, Stanislaus und Adam („Kämpfe nie mit Frau'n“ und
          „Ja, man kann sich leicht blamieren“)
Nr. 17. Finale Kurfürstin, Christel, Adelaide, Adam, Stanislaus, Weps und Chor („B'hüt enk Gott“)

Gesamtdauer: ca. 2 Stunden 30 Minuten

Orchesterbesetzung

Streicher, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagott, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, 2 Zithern
Pauke, grosse Trommel, Becken, kleine Trommel, Triangel, Glöckchen

Digitalisiertes Material

Bayerische Staatsbibliothek: Texte der Gesänge (Druck, 1891)

IMSLP - Petrucci-Musikbibliothek: Klavierauszug mit Text (Druck, 1891)